
Im Rahmen eines von Média Animation angebotenen Fortbildungskurses erkundeten Lehrer der Sekundarstufe verschiedene Möglichkeiten, Desinformationen im Unterricht zu behandeln. Ihr Feedback unterstreicht die Reichhaltigkeit der verwendeten Ansätze und das Potenzial der in akademische Disziplinen eingebetteten Medienerziehung.
„Eine ideale Unterrichtssequenz umfasst Kontextualisierung, Dekontextualisierung und Rekontextualisierung. Es ist ein Walzer in drei Schritten.“
— Lehrer für Naturwissenschaften
Was wäre, wenn Desinformationen als Ausgangspunkt für die Entwicklung kritischen Denkens dienen könnten? Das war die pädagogische Herausforderung während der Fortbildung „Desinformationen und Propaganda“, die Teil des EDMO BELUX-Projektes war. Zwei Tage lang analysierten Lehrkräfte aus verschiedenen Bereichen reale Beispiele von Gerüchten, Verschwörungstheorien und viralen Inhalten anhand eines fünfstufigen Rahmens: faktisch, sprachlich, ideologisch, erkenntnistechnisch und sozial.
Eine Vielzahl von Disziplinen, ein gemeinsames Ziel
Die am Ende der Schulung gesammelten Erfahrungsberichte bestätigen es: Der Umgang mit Desinformationen ist nicht nur möglich, sondern auch relevant, und zwar in allen Fachbereichen. In der Geschichtswissenschaft schwingt Quellenkritik mit, wenn es um die Vorurteile geht, die in historischen Erzählungen enthalten sind:
„Selbst antike Quellen enthalten Annahmen. Die Analyse, warum eine geschichtliche Abbildung auf eine bestimmte Weise dargestellt wird, ist bereits eine Form des kritischen Denkens.“
In den Sozialwissenschaften bieten digitale Praktiken und Verbreitungsmechanismen (Gerüchte, Verschwörungen, Desinformationen) aktuelles und interessantes Material zur Untersuchung:
„Es steht zwar nicht ausdrücklich im Lehrplan, aber in den Sozialwissenschaften behandeln wir diese Themen bereits regelmäßig. Es ist ganz einfach, von der Nutzung der sozialen Medien durch junge Menschen auszugehen.“
Im naturwissenschaftlichen Unterricht werden falsche Vorstellungen zu effektiven pädagogischen Einstiegspunkten:
„In einem Artikel wurde behauptet, dass mRNA-Impfstoffe die DNA verändern könnten. Ich habe ihn als Aufhänger für eine Unterrichtsstunde genutzt, um diese Idee mit Hilfe der Molekularbiologie zu entkräften.“
Vom Faktencheck zur kritischen Distanz
Vom Faktencheck zur kritischen Distanz
Diese Schulung ging weit über den einfachen Faktencheck hinaus. Sie ermutigte die Lehrer, Erzählungen zu analysieren, Absichten, rhetorische Strategien und Rezeptionsmuster zu erkennen. Sie wurden in die Lage versetzt, auf den Darstellungen der Schüler aufzubauen – nicht um sie zu beurteilen, sondern um sie konstruktiv zu hinterfragen.
„Was ich interessant fand, war, dass wir alle Arten von Mechanismen untersucht haben: Gerüchte, Verschwörungen, Desinformationen … Das bringt mich dazu, ein Modul zu diesem Thema zu entwickeln.“
Medienerziehung im Lehrplan verankert
Die geschulten Lehrerinnen und Lehrer hatten den Wunsch, Fake News nicht als Zusatzmodul zu unterrichten, sondern diese Themen in Lernaktivitäten einzubinden – und sie mit disziplinären Inhalten, investigativen Methoden oder der Ideengeschichte zu konfrontieren. Sie zeigten, dass Medienerziehung kein zusätzliches Modul ist, sondern ein bereichsübergreifendes Instrument, das dem Lernen Bedeutung verleiht.