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Leitprinzipien für das EDMO-Netzwerk

Die Europäische Beobachtungsstelle für digitale Medien ist ein Netzwerk von Konsortien, das eine multidisziplinäre und länderübergreifende Gemeinschaft von unabhängigen Faktenprüfern, Experten für Medienkompetenz und Forschern zusammenbringt, die sich mit der Aufdeckung, Entlarvung und Bekämpfung von Desinformationen befassen und gleichzeitig die erkenntnistheoretischen Grundlagen für einschlägige politische Maßnahmen entwickeln, insbesondere im Bereich der Medien, der digitalen Dienste und der damit verbundenen Bildungsprogramme. Es besteht aus einer zentralen Plattform, EDMOeu, die die Aktivitäten von 14 nationalen oder regionalen Zentren in 27 EU-Ländern und Norwegen verbindet und koordiniert, um in Zusammenarbeit mit Medienorganisationen, Online-Plattformen, Fachleuten und politischen Entscheidungsträgern eine möglichst große Wirkung zu erzielen.

Während jedes Mitglied des EDMO-Netzwerks seine Aktivitäten in voller Eigenständigkeit und in Übereinstimmung mit den in jedem Konsortium festgelegten spezifischen Bedingungen durchführt, verfolgen alle Mitglieder eine gemeinsame Mission, die darin besteht, ein tieferes Verständnis von und verbesserte Reaktionen auf Desinformationen zu fördern, Forschungsergebnisse zu verbreiten, Lösungen zu testen und zu einem transparenteren, vertrauenswürdigeren und widerstandsfähigeren Informationsökosystem beizutragen. Bei der Umsetzung ihrer Mission sind alle Mitglieder des EDMO-Netzwerks den folgenden Leitprinzipien verpflichtet:

1. Unabhängigkeit

Alle Mitglieder des EDMO-Netzes haben Leitungsstrukturen eingerichtet, die ihre Unabhängigkeit gewährleisten, insbesondere gegenüber Regierungen, den europäischen Institutionen und öffentlichen oder privaten Geldgebern. Alle Mitglieder wählen frei die Themen aus, mit denen sie sich befassen wollen, sei es in Form von Forschungsthemen, Faktencheck-Artikeln oder Maßnahmen zur Medien- und Informationskompetenz, und bieten gleichzeitig eine pluralistische, integrative und offene Plattform, die sich auf die Herausforderungen der Desinformationen konzentriert. Externe Geldgeber, ob öffentlich oder privat, dürfen weder den Entscheidungsgremien eines Konsortiums angehören noch deren Entscheidungsprozesse, einschließlich der Festlegung von Prioritäten, Arbeitsmethoden und Ergebnissen, beeinflussen. Die Europäische Kommission darf an solchen Gremien nur als Beobachterin teilnehmen, um die ordnungsgemäße Umsetzung der einschlägigen Finanzierungsvereinbarungen zu überwachen. Sie kann auch Informationen austauschen und Rückmeldungen geben, um die Einhaltung dieser Vereinbarungen zu gewährleisten, ohne jedoch die vollständige Autonomie und den Ermessensspielraum der Netzwerkmitglieder zu beeinträchtigen.

2. Integrität

Die Partnerorganisationen des EDMO-Netzes verpflichten sich zur Einhaltung anerkannter ethischer und professioneller Standards wie dem Europäischen Verhaltenskodex für die Integrität der Forschung oder den für ihren Tätigkeitsbereich geltenden spezifischen Standards (z. B. dem Europäischen Kodex für unabhängige Faktenprüfungsorganisationen des European Fact-Checking Standards Network).

Darüber hinaus verpflichten sich alle Mitglieder des EDMO-Netzes, mögliche Interessenkonflikte im Rahmen ihrer internen Entscheidungsprozesse angemessen zu regeln. Zu diesem Zweck ist jede Person, die an Entscheidungsgremien und/oder -prozessen teilnimmt, verpflichtet, wesentliche Interessen, die sie in Sektoren/Teilsektoren des Informationsökosystems haben könnte und die ihre Unabhängigkeit gefährden könnten, offenzulegen, sich nicht an Aktivitäten zu beteiligen, die von solchen Interessenkonflikten betroffen sein könnten, und von ihrer Rolle zurückzutreten, falls ein solches Risiko besteht. In diesem Zusammenhang bezieht sich ein Interessenkonflikt auf eine Situation, in der die Unparteilichkeit und Objektivität einer Entscheidung, einer Stellungnahme oder einer Empfehlung einer Person, die an Entscheidungsprozessen teilnimmt, durch ein persönliches Interesse, das eine bestimmte Person hat oder ihr anvertraut wurde, beeinträchtigt ist oder als beeinträchtigt betrachtet werden könnte. Einschlägige persönliche Interessen können finanzieller oder nicht finanzieller Art sein und eine persönliche oder familiäre Beziehung oder berufliche Zugehörigkeit, einschließlich früherer Anstellungen oder Ernennungen, sowie andere einschlägige externe Aktivitäten betreffen.

3. Transparenz

Alle Mitglieder des EDMO-Netzes verpflichten sich zur Transparenz in Bezug auf die Identität der dem Konsortium angehörenden Organisationen und deren Finanzierungsquellen und stellen sicher, dass die Ergebnisse ihrer für EDMO durchgeführten Tätigkeiten, sei es in den Bereichen Forschung, Faktenüberprüfung, Medienkompetenz oder Politik, öffentlich zugänglich sind.

4. Neutralität

Alle Mitglieder des EDMO-Netzes halten sich bei ihren redaktionellen Produkten und öffentlichkeitswirksamen Initiativen an eine strikte Politik der Neutralität gegenüber politischen oder branchenspezifischen Gesichtspunkten. Thematische Entscheidungen, methodische Ansätze, Ergebnisse und Mitteilungen, ob in Forschungsthemen, Faktenprüfungsartikeln, Maßnahmen zur Medien- und Informationskompetenz oder politischen Analysen, sind überparteilich und sollen ausschließlich dem öffentlichen Interesse dienen.

5. Pluralismus

Das EDMO-Netzwerk umfasst eine beträchtliche Anzahl von Universitäten, Forschungszentren, Nachrichtenredaktionen, die Fakten überprüfen, zivilgesellschaftliche Organisationen und Organisationen, die sich mit Medienkompetenz befassen, wobei jede von ihnen ihre eigene redaktionelle Linie, Forschungsagenda und Bildungsziele in voller Autonomie verfolgt. Darüber hinaus tauscht jedes Mitglied des EDMO-Netzwerks regelmäßig Inhalte mit anderen Mitgliedern aus, die dann auf der eigenen Plattform veröffentlicht werden, um unterschiedliche Perspektiven auf solche Themen zu bieten und die interne Pluralität bei Themen von gemeinsamem Interesse zu fördern.

6. Vielfalt und Inklusion

Das multidisziplinäre und länderübergreifende EDMO-Netzwerk zielt darauf ab, die vielschichtigen Herausforderungen der Desinformationen zu bewältigen und dabei die Besonderheiten jedes Landes oder Sprachgebietes zu berücksichtigen, das es abdeckt. Darüber hinaus sollen seine Aktivitäten in den Bereichen Forschung, Faktenüberprüfung, Politikanalyse und Medienkompetenz die Widerstandsfähigkeit der Gesellschaft in allen Teilen der Bevölkerung stärken, unabhängig von Geschlecht, ethnischer Herkunft und politischer oder religiöser Überzeugung, mit besonderem Augenmerk auf die Schwächsten.

7. Wissenschaftlich fundierte Interventionen

Das EDMO-Netzwerk strebt danach, unabhängige, originelle, qualitativ hochwertige und wirkungsorientierte Forschung zum Thema Desinformation voranzutreiben, um einen Fundus an Fakten, Beweisen und Instrumenten zu bieten, der die Interessengruppen zusammenführt und im Interesse der Gesellschaft wirkt. Zu diesem Zweck legt es Wert darauf, dass die neuen Erkenntnisse über dieses Phänomen auf strengen wissenschaftlichen Theorien, Hypothesen und Methoden beruhen. Es fördert auch die Entwicklung hybrider Ansätze, die Methoden der empirischen Wissenschaften mit denen der Geisteswissenschaften kombinieren, sowie Forschungen, die die neuesten Instrumente und Techniken der Daten- und Informationswissenschaften zum Einsatz bringen.