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Selbstgemachtes Vitamin-B1-Spray ist als Mückenschutzmittel nutzlos

Selbstgemachtes Vitamin-B1-Spray ist als Mückenschutzmittel nutzlos - Featured image

Author(s): Tommy WANG / AFP Hongkong / AFP Deutschland

Selbst hergestelltes Vitamin-B1-Spray ist kein Mittel gegen Mückenstiche – im Gegensatz zu derartigen Behauptungen, die zurzeit in sozialen Netzwerken kursieren. Gesundheitsexperten und Wissenschaftler warnen sogar davor, zu solchen hausgemachten Mitteln zu greifen, da man sich dadurch dem Risiko gefährlicher Krankheiten aussetze, die durch Mücken übertragen werden.

“Nimm fünf Tabletten Vitamin B1 und Wasser, um sie darin zu verdünnen und aufzulösen und sprühe die Lösung dann auf den Körper, um Mücken abzuwehren”, erklärt eine Frau auf Chinesisch in einem Video, das auf Douyin, der chinesischen Version von Tiktok, geteilt wurde.

“Das funktioniert, weil Mücken den Geruch von Vitamin B1 besonders fürchten, der Mensch aber nichts spürt”, sagt sie weiter.

Seit das Video am 31. Mai 2023 veröffentlicht wurde, wurde es über 63.000 Mal geteilt.

Douyin-Screenshot der Behauptung: 26. Juni 2023

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte im April 2023, dass der Klimawandel die Ausbreitung von Denguefieber und anderen Krankheiten beschleunigt, die durch Mücken übertragen werden, und dass weltweite Ausbrüche unmittelbar bevorstehen könnten.

Behauptungen, die Vitamin B1, auch Thiamin genannt, als Mückenschutzmittel anpreisen, wurden auch in Artikeln auf der chinesischen Website Zhihu und dem sozialen Netzwerk Xiaohongshu verbreitet.

Thiamin als Nahrungsergänzungsmittel ist in Tabletten, Kapseln und flüssiger Form weithin rezeptfrei erhältlich.

Das Vitamin spiele eine wichtige Rolle für das Wachstum und die Funktion der Körperzellen, könne aber nicht zur Vorbeugung von Mückenstichen eingesetzt werden, erklärten sowohl ein Wissenschaftler, der zu Mücken forscht, als auch Krankheitsexperten unabhängig voneinander gegenüber AFP.

Wirkungsloses Abwehrmittel 

“Die Verwendung von Thiamin als Mückenschutzmittel wurde über 80 Jahre lang ausgiebig an Menschen und Tieren getestet und es funktioniert einfach nicht”, erklärte Matan Shelomi, außerordentlicher Professor für Insektenkunde an der nationalen Universität von Taiwan gegenüber AFP am 27. Juni 2023.

“Man könnte in Thiamin-Wasser baden und würde dennoch von Mücken gestochen werden”, fügte er hinzu. “Es ist nutzlos als Abwehrmittel, aber Mythen sterben nie.”

Shelomi veröffentlichte im Februar 2022 eine wissenschaftliche Literaturübersicht im Bulletin of Entomological Research. Dafür untersuchte er 49 Arbeiten, 16 Leitlinien zur Prävention von Insektenstichen und vier Regierungsdokumente.

In keinem der untersuchten Papiere wurde über die schützende Wirkung von Vitamin B1 vor Mückenstichen berichtet.

Ein unzureichender Schutz mache die Menschen anfällig für Mückenstiche und setze sie dem Risiko für Krankheiten wie Malaria, Denguefieber oder dem Zika-Virus aus, so Shelomi.

Donal Bisanzio ist leitender Epidemiologe bei der US-amerikanischen gemeinnützigen wissenschaftlichen Forschungsorganisation Research Triangle Institute. Er sagte gegenüber AFP am 24. Juni 2023: “Mücken, die das Denguefieber übertragen, sind tagsüber aktiv. Wie andere Vitamine auch ist Vitamin B1 sehr empfindlich gegenüber Tageslicht.”

Weiter sagte er: “Wenn Vitamin B1 in einer Lösung verdünnt wird, wird es nach dem Versprühen durch das Sonnenlicht schnell abgebaut.”

Daniel Markowski ist technischer Berater bei der US-amerikanischen gemeinnützigen Organisation American Mosquito Control Association. Er sagte gegenüber AFP am 27. Juni 2023: “Durch Mücken übertragene Krankheiten sind eine sehr ernste und reale Bedrohung.”

Markowski und andere Experten haben darauf hingewiesen, dass man Abwehrmittel mit wirksamen, von den Gesundheitsbehörden anerkannten Inhaltsstoffen verwenden solle, um Mückenstiche zu verhindern.

Zu diesen Inhaltsstoffen gehören Diethyltoluamid (DEET), Icaridin und andere Stoffe.

Fazit: In Wasser aufgelöstes Vitamin B1, auch Thiamin genannt, hilft nicht, um Mückenstiche zu verhindern. Das erklärten Wissenschaftler und Gesundheitsexperten gegenüber AFP. Wirksam sind dagegen Abwehrmittel mit von Gesundheitsbehörden anerkannten Inhaltsstoffen wie DEET oder Icaridin.

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Ursprünglich hier veröffentlicht.