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Covid-19-Impfstoffe schützten gut vor schwerer Erkrankung

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Author(s): dpa

In sozialen Medien kursiert wieder einmal die Behauptung, die Impfungen gegen Covid-19 hätten die Bevölkerung nicht vor der Übertragung des Covid-Virus schützen können. Dies habe die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) selbst zugegeben. «Sie wurden betrogen», behauptet ein deutscher Politiker in einem Facebook-Post, der Ende Juni 2025 in Luxemburg verbreitet wird.

Bewertung

Die EMA betont weiterhin die Wirksamkeit der Corona-Impfungen gegen schwere Erkrankungen. Ein Schreiben der EMA an Europaabgeordnete wird aus dem Zusammenhang gerissen und falsch interpretiert.

Fakten

Im Text des Facebook-Posts wird behauptet: «EMA gibt zu: Keine Evidenz für Schutz vor Übertragung durch Corona-Impfung!». Und zwar: «Es gab zu keinem Zeitpunkt belastbare wissenschaftliche Daten, dass die Corona-„Impfstoffe“ eine Ansteckung oder Weitergabe des Virus verhindern!».

Diese Behauptungen werden begleitet von einem Video, das den AfD-Politiker Rainer Rothfuß im Deutschen Bundestag zeigt, dem er seit März 2023 angehört. «Sie wurden betrogen. Das ist jetzt amtlich von der Europäischen Arzneimittelzulassungsbehörde EMA», sagt der Abgeordnete dort. Die EMA habe das in einem Schreiben an mehrere EU-Abgeordnete eingeräumt: «Es war niemals mit der Datenlage erkennbar und nachweisbar, dass diese Corona-Impfungen irgendeinen Schutz für andere Personen haben sollten.» (0:50)

Das Video mit dem Abgeordneten, das in Luxemburg mit dem Vermerk «Jetzt ist es amtlich!» geteilt wird, wurde bereits am 7. Dezember 2023 erstmals bei YouTube veröffentlicht. Es ist «jetzt» also bereits 19 Monate alt.

EMA schrieb 2023 an Abgeordnete

Wichtiger allerdings ist der Inhalt der Behauptungen. Denn das angebliche Eingeständnis der EMA wird sehr selektiv präsentiert und interpretiert. Tatsächlich hat die EMA am 18. Oktober 2023 schriftlich auf einen Brief von mehreren rechtsgerichteten EU-Abgeordneten – darunter auch den deutschen AfD-Abgeordneten Joachim Kuhs und Bernhard Zimniok – geantwortet.

In diesem Schreiben der EMA heißt es unter anderem: «Sie haben in der Tat Recht, wenn Sie darauf hinweisen, dass die Covid-19-Impfstoffe nicht zur Verhinderung der Übertragung von einer Person auf eine andere zugelassen sind. Die Indikationen sind nur für den Schutz der geimpften Personen bestimmt.» Die EU-Behörde verweist darauf, dass die Produktinformation für den Impfstoff ausdrücklich besage, dass dieser eine Infektion verhindern soll.

Im weiteren Verlauf des Briefes betont die EMA unter anderem: «Die Covid-19-Impfstoffe bieten auch Schutz vor schweren Erkrankungen, einschließlich Krankenhausaufenthalten. Dies ist besonders wichtig für gefährdete Menschen, die einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind.»

Erläuterung in zweitem Brief

Nachdem die EU-Behörde bemerkte, dass ihr erster siebenseitiger Brief an die Abgeordneten mit dem aus dem Zusammenhang gerissenen Zitat politisch gegen die Impfung verwendet wurde, erläuterte sie in einem zweiten Brief ihre Position noch einmal in einfacheren Worten. Dabei bezog sie sich ausdrücklich auf die Äußerung, wonach die Impfstoffe nicht zur Verhinderung der Übertragung von einer Person auf eine andere zugelassen seien.

«Es scheint, dass die Aussage falsch verstanden wurde. Im Allgemeinen sind Impfstoffe von den Arzneimittelbehörden zugelassen, um die geimpften Personen vor einer Krankheit zu schützen. Aber dies bedeutet nicht, dass sie nicht auch mit dem zusätzlichen Ziel eingesetzt werden können, die Übertragung zu verringern. Je nach Krankheit haben die nationalen Behörden in der Vergangenheit mögliche zusätzliche Vorteile der Impfung in Betracht gezogen.»

Die Aufsichtsbehörden hätten zu Beginn der Pandemie die Unternehmen aufgefordert, «vorrangig Studien durchzuführen, die sich mit der Frage befassen, wie gut die Covid-19-Impfstoffe vor der Krankheit schützen, weil es in klinischen Studien schwierig ist zu messen, wie gut sie die Übertragung von SARS-CoV-2 reduzieren».

Größere Studie zu Übertragung nötig

Die Frage, ob Impfungen nicht nur die Erkrankung sondern auch die Übertragung verhinderten, könne «nur in realen Studien gemessen werden, die eine große Anzahl von geimpften Personen umfassen. Und diese waren zum Zeitpunkt der ursprünglichen Zulassung der Impfstoffe nicht verfügbar.»

«Die Impfung ist ein wichtiges Instrument zum Schutz vor Covid-19, insbesondere für Menschen mit einem hohen Risiko einer schweren Erkrankung», betont die EMA in dem zweiten Schreiben. «Wir betonen weiterhin, dass die Covid-19-Impfstoffe wirksam vor Covid-19 schützen.» Die EMA hat also klargestellt, dass der Übertragungsschutz keine Voraussetzung für die Zulassung der Impfungen war. In erster Linie sollte die Impfung vor schwerer Erkrankung schützen.

Die deutsche Bundesregierung hatte in ihrer Antwort vom 9. Januar 2024 auf eine Anfrage des Abgeordneten Rothfuß hinsichtlich des Schutzes vor Übertragung geantwortet: «Die verfügbaren Covid-19-Impfstoffe schützen gut vor schweren Covid-19-Erkrankungen.» Internationale Beobachtungsdaten zeigten, dass die damals verfügbaren Impfstoffe «gut gegen schwere Verläufe der Krankheit schützen».

(Stand 30.6.2025)

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Ursprünglich hier veröffentlicht.