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Die Hamburger Bibliotheken sammeln keine Bücher, um sie zu verbrennen

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Author(s): Eva WACKENREUTHER, AFP Österreich

Die Hamburger Bibliotheken sammeln keine Bücher, um sie zu verbrennen, wie in verschiedenen sozialen Medien fälschlicherweise behauptet wurde. Die Bücherhallen Hamburg dementierten eine Bücherverbrennung und bezeichneten den Aufruf als “Fälschung”. Die Stadt Hamburg wies die Behauptung ebenfalls zurück. 

Die Behauptung:Weil das Gas zu teuer sei, würden “unnötige” Bücher zur Bücherverbrennung in einer Hamburger Bibliothek angenommen. Dazu teilen User ein Schild, auf dem die Bücherhallen Hamburg angeblich “aufgrund der aktuellen Situation” aufrufen, Bücher zum Recycling zur Verfügung zu stellen. User kommentieren das auf Facebook mit “Die Geschichte wiederholt sich!” oder mutmaßen, dass besonders Bücher russischer Autoren gerne angenommen würden.

Screenshot der Behauptung auf Facebook: 02.09.2022

Die Behauptung kursiert, während Heizkosten in Deutschland aufgrund verringerter Liefermengen von russischem Gas steigen. Zu den ersten Verbreiterinnen der Behauptung gehörte die pro-russische Aktivistin Alina Lipp, die angab, es aus einem russischen Kanal übersetzt zu haben. In ihrem Telegram-Kanal sahen Zehntausende die Behauptung. Auch in zahlreichen anderen Sprachen verbreitete sich der vermeintliche Aufruf, etwa auf Russisch, Polnisch oder Tschechisch.

Auch auf Twitter haben User die Behauptung verbreitet. Dort stellten die Bücherhallen Hamburg, die öffentlichen Bibliotheken der Stadt, in mehreren Tweets bereits klar, dass es sich bei dem Bild um eine Fälschung handle und die Aussage “Fake News” sei. Man habe Anzeige erstattet.

 

In einer Pressemitteilung vom 2. September 2022 bezeichneten die Bücherhallen den Aushang als “frei erfundene Nachricht”. Bibliotheksdirektorin Frauke Untiedt sagte darin: “Es ist bedauerlich, dass Fake News über Bibliotheken herhalten müssen, um eigene politische Überzeugungen zu bekräftigen.” Gut erhaltene Literatur würden die Bücherhallen aber für Flohmärkte und zur Ergänzung des Medienbestandes annehmen.

Die Stadt Hamburg dementierte ebenfalls die Echtheit des Aufrufs. Enno Isermann, Sprecher der Behörde für Kultur und Medien, schrieb am 2. September an AFP: “Bei dem ‘Aufruf’ der derzeit im Netz kursiert handelt es sich in der Tat um Fake. Selbstverständlich ruft keine Bücherhalle zum Sammeln von Büchern auf, um diese zu verbrennen.”

Die Ampel-Koalition versucht derzeit, eine Einigung über ein neues Entlastungspaket zu finden. Zusätzlich zu den auf Bundesebene diskutierten Maßnahmen spreche Hamburg mit den städtischen Versorgungsunternehmen darüber, auf die Weitergabe der geplanten Gasumlage zu verzichten. Inwiefern dies möglich ist, werde derzeit noch geprüft, schrieb der Hamburger Senatssprecher Marcel Schweitzer am 2. September an AFP. “Darüber hinaus prüfen wir die Einrichtung eines Härtefallfonds für Menschen, die in besonderen Notlagen sind.”

Die Behauptung weckt Erinnerungen an die groß angelegten Bücherverbrennungen im nationalsozialistischen Deutschland im Jahr 1933. Im gesamten Deutschen Reich wurden damals rund 20.000 Bücher verbrannt, fasst der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages zusammen. Die zu verbrennenden Bücher waren zuvor in “Schwarzen Listen” ausgesondert worden. Die Verbrennungen richteten sich als symbolischer Vernichtungsakt gegen Literatur, die dem NS-Weltbild widersprach.

Fazit:Die Hamburger Bücherhallen distanzierten sich in sozialen Medien mehrfach vom vermeintlichen Aufruf, Bücher zu sammeln, um sie zu verheizen. Auch ein Sprecher der Stadt Hamburg bezeichnete den angeblichen Aufruf als “Fake”.

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Ursprünglich hier veröffentlicht.