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Der «Black Friday» hat nichts mit Sklaverei zu tun

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Author(s): dpa

Ein in Luxemburg geteilter Facebook-Post behauptet: «Der Begriff „Black Friday“ entstand mit dem Verkauf von Sklaven am Tag nach Thanksgiving. Es war der Tag, an dem die Sklavenhändler Sklaven für einen Rabatt verkauften.» Die Sklaverei war in den USA weit verbreitet, und von dort kommt auch die Schnäppchenjagd am «Black Friday» – aber hängen die beiden Dinge wirklich zusammen?

Bewertung

Die Behauptung ist falsch. Der «Black Friday» hat nichts mit dem Verkauf von Sklaven zu tun.

Fakten

In dem Post geht es um den «Black Friday» (Schwarzen Freitag), der in den USA schon länger und in Europa seit einigen Jahren vom Handel als Tag propagiert wird, an dem viele Sonderangebote locken. Dieser Freitag gilt als Beginn des Weihnachtsgeschäfts und findet stets am Tage nach dem Thanksgiving-Fest statt. Thanksgiving ist in den USA ein staatlicher Feiertag und wird jeweils am vierten Donnerstag des Monats November gefeiert. Der «Black Friday» ist dort also ein Brückentag zwischen dem Donnerstag und dem Wochenende.

In dem Post geht es also nicht um den «Black Friday« der Anleger und Börsenhändler. In den USA gilt laut Encyclopaedia Britannica vor allem der 24. September 1869 als Schwarzer Freitag. Damals stürzte der Goldpreis in Folge von Spekulationen dramatisch ab. In Europa wird (wegen der Zeitverschiebung) auch der Kollaps der New Yorker Börse vom 24. Oktober 1929 (einem Donnerstag) als «Schwarzer Freitag» bezeichnet. In Deutschland wird laut Bundeszentrale für Politische Bildung insbesondere der 10. Juli 1931 als «Schwarzer Freitag» betrachtet, weil dort damals eine allgemeine Bankenkrise begann.

USA schafften Sklaverei 1865 ab

In den USA wurde die Sklaverei nach dem Ende des Bürgerkrieges zwischen den Nord- und den Südstaaten am 18. Dezember 1865 durch den 13. Zusatzartikel zur Verfassung abgeschafft. Wenn bis zu diesem Datum in einem großen Teil der USA Sklaven gehandelt wurden, liegt die Vermutung nahe, dass über Preisnachlässe nach dem traditionell sehr wichtigen Thanksgiving-Fest irgendwann einmal berichtet worden wäre. Tatsächlich sind aber keine zeitgenössischen Dokumente bekannt, die auch nur ansatzweise auf einen solchen Zusammenhang hinweisen.

Der Wirtschaftshistoriker Samuel H. Williamson von der Universität Miami hat eingehend zur Entwicklung der Preise für Sklaven seit 1801 geforscht. Er hat unter anderem Daten zur Entwicklung der Durchschnittspreise für Sklaven gesammelt und versucht, diese auf heutige Verhältnisse umzurechnen. Williamson kommt in einer Studie zum Schluss, dass die Sklaverei «eine Einrichtung mit großer Bedeutung für den wirtschaftlichen, politischen und sozialen Zusammenhang des Landes war».

In seiner Studie gibt es ebenfalls keinen Hinweis auf Preissenkungen für den Erwerb von Sklaven nach dem Thanksgiving-Fest.

Das Fehlen irgendwelcher Berichte über solche Preissenkungen für Sklaven lässt den Schluss zu, dass der «Black Friday» als Bezeichnung für einen Tag mit besonders günstigen Angeboten überhaupt nichts mit Sklaven in den USA zu tun hat. Tatsächlich gibt es andere Erklärungen, die nachvollziehbarer sind.

Andere Erklärungen plausibler

Die Neurowissenschaftlerin Bonnie Taylor-Blake von der Universität North-Carolina, die sich nebenberuflich mit der Erklärung von Folklore und Legenden befasst, ist der Entstehung des Begriffs nachgegangen. In einem Artikel verweist sie auf eine gängige Deutung, wonach der Handel dank vermehrter Einkäufe am «Black Friday» aus den roten Zahlen (Verlusten) in die schwarzen Zahlen (Gewinne) gekommen sei. Sie hält diese Version aber für nicht besonders plausibel.

Taylor-Blake betont, dass der Ausdruck «Black Friday» im Zusammenhang mit dem Freitag nach Thanksgiving erstmals im November 1951 in der Zeitschrift «Factory Management and Maintenance» auftaucht. Der Autor des Artikels klagt, dass sich nach dem arbeitsfreien Donnerstag eine große Zahl von Beschäftigten krankmelde, um ein langes Wochenende zu genießen. «Freitag nach Thanksgiving» sei der Zeitschrift zufolge «eine Krankheit, deren Auswirkungen nur von der Beulenpest übertroffen werden. Zumindest empfinden das diejenigen so, die die Produktion vorantreiben müssen, wenn der „Black Friday“ naht.»

1957 schrieb ein anderes Blatt, ein Arbeitstag nach einem freien Donnerstag bedeute, dass manche Leute arbeiten müssten und andere nicht. Solche Tage seien «schwarze Freitage».

Seit 1961 ist auch überliefert, dass die Polizei von Philadelphia den Freitag nach Thanksgiving oft als «schwarze Freitag» (Black Friday) bezeichnete, weil jedes Jahr an diesem Tag in der Stadt ein völliges Verkehrschaos herrschte, das sämtliche Polizeikräfte in Atem hielt. Geschäftsleute wehrten sich gegen diese Bezeichnung, weil die Erwähnung der Farbe Schwarz die Kunden nicht zum Einkaufen motiviere. Sie schlugen stattdessen vor, vom «Big Friday» (Großen Freitag) zu sprechen. Diese Bezeichnung setzte sich allerdings nicht durch.

In Europa spielt der «Black Friday» als Schnäppchentag erst seit einigen Jahren eine Rolle, vor allem dank der Marketingbemühungen großer US-Unternehemne wie Apple oder Amazon. Nach Angaben des Handelsverbandes Deutschland gaben die Deutschen noch 2016 lediglich rund 1,7 Milliarden Euro am «Black Friday» und dem mittlerweile hinzugekommenen «Cyber Monday» aus. Für 2025 wurden etwa 5,8 Milliarden Euro erwartet.

(Stand: 2.12.25)

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Ursprünglich hier veröffentlicht.
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