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Diese Ladestation in Brandenburg verwendet Bioethanol

Diese Ladestation in Brandenburg verwendet Bioethanol - Featured image

Author(s): Eva WACKENREUTHER / AFP Österreich

Auf einem Foto ist eine Autoladestation im brandenburgischen Neuruppin zu sehen, die ihren Strom aus Bioethanol erzeugt. In sozialen Netzwerken halten Nutzerinnen und Nutzer das Gerät fälschlicherweise für ein Dieselaggregat. Sie nehmen das Bild zum Anlass, um anzudeuten, dass Elektroautos nicht umweltfreundlicher seien als mit fossilen Brennstoffen betriebene Fahrzeuge. Auf ihre Lebenszeit gerechnet haben E-Autos allerdings einen kleineren ökologischen Fußabdruck.

Auf dem Foto ist ein tankendes blaues Auto neben einem großen Gerät zu sehen. User kommentieren das Bild online so: “Das kann man sich nicht ausdenken. Dieselaggregat zum Aufladen der E-Kisten.” Tausende verbreiteten die Behauptung auf Facebook, Hunderte auf Twitter und Hunderttausende sahen sie auf Telegram.

 

Facebook-Screenshot der Behauptung: 12. Mai 2023

 

Elektrofahrzeuge stehen immer wieder im Fokus falscher Informationen in sozialen Netzwerken. User behaupteten etwa, Batterien von E-Autos führten zu Problemen bei der Entsorgung oder gar Explosionen. Auch ähnliche Behauptungen zu angeblich mithilfe eines Dieselgenerators geladenen oder abgeschleppten E-Autos hat AFP bereits in der Vergangenheit überprüft.

Ladestation mit Bioethanol

Auf der Vorderseite der Ladestation ist bei genauerem Hinsehen eine Aufschrift zu erkennen. Dort steht der Firmenname me energy, sowie der Slogan “rapid charging beyond the grid”. Mit einer Stichwortsuche nach diesen Begriffen fand AFP die Produktinformationen einer Schnelladestation namens “Rapid Charger 150”.

Darin ist eine E-Ladestation aus Bioenergie beschrieben. Die Ladestation hängt also nicht am Stromnetz, sondern wird mit 2000 Litern Bioethanol betankt. Dominique Barth, eine Sprecherin von me energy, bestätigte in einer Mail vom 8. Mai, dass es sich im verbreiteten Foto um den “Rapid Charger 150” handele. Dieser “verwendet ausschließlich Bioethanol und ist so konzipiert, dass kein anderer Brennstoff zum Einsatz kommt.”

Ethanol-Kraftstoff wird aus sogenannter Biomasse, beispielsweise Getreide, Zuckerrüben oder Mais hergestellt. Die Herstellung von Treibstoff aus nachwachsenden Pflanzen wirft aber gleichzeitig die Frage nach ethisch richtiger Verwendung von Ackerland auf.

Als fossile Brennstoffe bezeichnet man hingegen nicht erneuerbare Energien wie Kohle, Erdgas und Erdöl, die vor mehreren hundert Millionen Jahren aus toten Pflanzen und Tieren entstanden sind.

Kein Betrieb mit Dieselaggregat

Die Beiträge in den sozialen Netzwerken verweisen auf Neuruppin in Brandenburg als Aufnahmeort. Das ist richtig, wie sowohl me energy als auch der Brandenburgische Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB) gegenüber AFP bestätigten. BLB-Sprecherin Anne Frey schrieb am 11. Mai, dass sich die Ladesäule an der Einfahrt des Justizzentrums in der Feldmannstraße in Neuruppin befinde. Der BLB habe die Schnellladestation für den eigenen Fuhrpark erworben, me energy betreibe sie.

Wie auch schon der Betreiber, bestätigte sie, dass ein Betrieb mittels fossiler Brennstoffe wie Diesel “technisch ausgeschlossen” sei. Seit der Inbetriebnahme im Mai 2023 sei auch keine Störung der Ladestation bekannt, weil mit einem anderen Kraftstoff als Bioethanol getankt worden war.

Die Herstellung und der Betrieb von E-Autos haben auch Nachteile für die Umwelt. Die Produktion der Batterie ist etwa sehr energieintensiv, je nach Strommix fällt die Umweltbilanz unterschiedlich gut aus, erklärte das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung 2020. Schreite die Energiewende wie geplant voran, wiesen E-Autos über ihre Nutzungsdauer hinweg aber eine deutlich positive Treibhausgasbilanz gegenüber konventionellen Fahrzeugen auf.

Fazit: Ein online verbreitetes Bild aus Brandenburg zeigt keinen Dieselgenerator, der ein E-Auto betreibt, sondern eine Ladestation für ein Elektrofahrzeug. Es wird mit Bioethanol betrieben, wie der Hersteller bestätigte.

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Ursprünglich hier veröffentlicht.