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Fico flog Umweg nach Moskau – aber nicht rund um Europa

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Author(s): dpa

In sozialen Medien wird ein Karte von Europa verbreitet, auf der angeblich der Umweg zu sehen ist, den der slowakische Regierungschef Robert Fico für seinen Flug von Bratislava nach Moskau nehmen musste. Ein Facebook-Post aus Luxemburg teilt die Karte und schreibt dazu in luxemburgischer Sprache: «Da erübrigt sich jeder Kommentar».Im Begleittext zu dem Sharepic heißt es auf Deutsch «Fico, der slowakische Premierminister, flog nach diesem Muster nach Moskau. Die europäischen Länder sperrten immer wieder den Luftraum und verboten ihm den Überflug.»

Bewertung

Fico konnte tatsächlich nur mit einem Umweg nach Moskau fliegen. Die auf der Karte gezeigte angebliche Flugroute ist jedoch frei erfunden und hat mit der Wirklichkeit nicht das Geringste zu tun.

Fakten

Die EU hatte am 27. Februar 2022 als Antwort auf den russischen Angriff auf die Ukraine den gesamten EU-Luftraum für russische Flugzeuge gesperrt. Im Gegenzug sperrte Russland den eigenen Luftraum für Flugzeuge aus der EU. Dies bedeutet unter anderem, dass beispielsweise Flüge von Europa nach Asien deutlich länger dauern, weil die Strecke nicht mehr über Sibirien führt.

EU gegen Teilnahme an Moskauer Siegesfeier

Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas hatte am 14. April 2025 nach einem Treffen der EU-Außenminister erneut betont, dass weder Vertreter der EU-Mitgliedstaaten noch der EU-Beitrittskandidaten an den Siegesfeiern vom 9. Mai zum Sieg der sowjetischen Roten Armee über Deutschland im Jahr 1945 teilnehmen sollten.

Kalles reagierte damit auf Berichte, dass Fico ebenso wie der serbische Staatschef Aleksandar Vucic eine Einladung nach Moskau angenommen hatten. Serbien bemüht sich um einen Beitritt zur EU. Kallas begründete den Boykott der Feierlichkeiten durch die EU mit dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine.

Fico reiset dennoch nach Moskau. Normalerweise hätte seine Flugroute in Richtung Norden über Polen hinweg geführt, von wo das Flugzeug dann gen Osten geflogen wäre. Es hätte dann über einen oder mehrere der drei baltischen Staaten (Litauen, Lettland, Estland) Moskau erreichen können. Je nach Route hätte das eine Strecke von rund 1300 Meilen (2400 Kilometern) bedeutet.

Balten sperrten Luftraum für Regierungsmaschine

Tatsächlich musste Fico einen größeren Umweg fliegen, weil sowohl Polen als auch die baltischen Staaten ihren jeweiligen Luftraum für sein Regierungsflugzeug sperrten. Allerdings war die Route eine völlig andere als in dem Facebook-Poster behauptet.

Ficos Maschine mit der Registriernummer SSG2 flog den Daten des Trackingdienstes Flightaware zufolge am 8. Mai zunächst in südöstlicher Richtung über Ungarn und Rumänien zum Schwarzen Meer. Dort nahm das Flugzeug östlichen Kurs auf Georgien. Nach dem Überfliegen Georgiens drehte die Maschine in Richtung Norden und flog dann im russischen Luftraum nach Moskau. Diese Strecke war 2093 Meilen (3887 Kilometer) lang. Der Flug dauerte gut fünf Stunden.

In dem Facebook-Post ist eine Strecke eingezeichnet, die völlig absurd ist und keinerlei Sinn ergibt – außer, dass sie extrem lang ist. Von Bratislava aus führt sie zunächst über die Ostsee, dann wieder zurück über den Balkan und Istanbul in Richtung Zypern.

Anschließend sei das Flugzeug an der gesamten Küstenlinie der nordafrikanischen Staaten vorbeigeflogen, um über dem Atlantik vorbei an Portugal und Irland wieder in Richtung der Färöer zu fliegen. Schließlich soll Fico auch noch alle nordischen Staaten nördlich des Polarkreises umflogen haben, um schließlich in der Gegend von Murmansk und der Kola-Halbinsel auf russisches Festland zu treffen.

Die Karte ist zu ungenau, um diese angebliche Strecke präzise zu berechnen. Eine überschlägige Schätzung der Entfernungen ergibt jedoch mindestens 8000 Meilen (14.800 Kilometer). Das entspricht etwa der Entfernung von London nach Perth in Australien.

Kalles kritisierte Fico scharf

Kallas hatte Fico wegen dessen Teilnahme an der Siegesparade in Moskau scharf kritisiert: «Wie können Sie Seite an Seite mit diesem Kerl stehen? Sie stehen auf der falschen Seite der Geschichte», sagte sie in Richtung Fico und verwies auf Putins Verantwortlichkeit für den Angriff auf die Ukraine.

Fico hatte sich diese Kritik verbeten. In einem «offenen Brief» an Kallas schrieb er am 9. Mai 2025 auf Facebook, er wolle den 60.000 Gefallenen der Roten Armee, die bei der Befreiung der Slowakei gestorben seien, Respekt zollen. Und Kallas habe «absolut kein Recht, den souveränen Premierminister eines souveränen Landes zu kritisieren».

Nah Angaben der slowakischen Regierung auf ihrer offiziellen Webseite betonte Fico im Gespräch mit Putin auch, dass er gegen Überlegungen der EU sei, die Lieferungen von Öl, Gas und Kernbrennstoff aus Russland zu stoppen. Für slowakische Kernkraftwerke sei die weitere Zusammenarbeit mit Russland von «entscheidender Bedeutung».

Slowaken protestieren gegen Moskau-Reise

Zur gleichen Zeit demonstrierten mehrere Tausend Menschen in Bratislava und mehreren anderen Städten in der Slowakei gegen die Reise des russlandfreundlichen Regierungschefs nach Moskau. Der größte Protest fand in der Hauptstadt Bratislava statt. «Der 9. Mai ist der Tag Europas. Aber Robert Fico verbringt ihn an der Seite eines Kriegsverbrechers», hieß es in einem Protestaufruf. Gemeint war damit der russische Präsident Wladimir Putin.

(Stand: 12.5.2025)

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Ursprünglich hier veröffentlicht.