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Nein, Manuel Neuer trug im Spiel gegen Japan nicht die “One Love”-Kapitänsbinde

Nein, Manuel Neuer trug im Spiel gegen Japan nicht die "One Love"-Kapitänsbinde - Featured image

Author(s): Saladin SALEM, AFP Deutschland

Die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar ist vor allem wegen der Lage der Menschenrechte in dem Golfemirat umstritten. Mehrere europäische Fußballverbände, darunter Deutschland, planten bei dem Turnier mit der sogenannten “One Love”-Kapitänsbinde aufzulaufen, um ein Zeichen für Vielfalt und Toleranz zu setzen. Dies wurde allerdings von der Fifa untersagt. Im Netz verbreitete sich nun die Behauptung, Neuer habe beim Auftaktspiel Deutschlands gegen Japan dennoch die Armbinde getragen. Das ist allerdings falsch. Wie auf mehreren Aufnahmen zu erkennen ist, trug Neuer eine andere Kapitänsbinde mit der Aufschrift “No Discrimination”, die von der Fifa erlaubt ist. 

Hunderte User haben ein angebliches Bild Manuel Neuers mit der “One Love”-Binde auf Facebook geteilt. Auch auf Twitter ist das Foto zu finden.

Die Behauptung: Online zirkulieren zwei Fotos, die den Torwart der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, Manuel Neuer, mit der “One Love”-Armbinde beim WM-Spiel gegen Japan zeigen sollen. Dazu heißt es, Neuer sei vom Linienrichter vor Spielbeginn darauf hingewiesen worden, dass er die Binde nicht tragen dürfe, woraufhin er diese verdeckt, allerdings nicht abgenommen habe.

Facebook-Screenshot der Behauptung: 29.11.2022

Die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 an das Golfemirat Katar wird seit Jahren immer wieder kritisiert. Seit Bekanntgabe des Austragungsortes im Jahr 2010 wird die Wahl von Vorwürfen der Korruption begleitet. Zudem kommt es immer wieder zu Berichten über verstorbene Gastarbeiter, die in Katar auf Baustellen für die WM eingesetzt worden waren.

Im Zuge des Turniers in Katar steht auch die Einschränkung der Rechte von Frauen und LGBTQ-Personen im Fokus. Im Juli 2022 kritisierte die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, das Land unterdrücke die Rechte von lesbischen, schwulen, bisexuellen und Transpersonen und bestrafe gleichgeschlechtliche Partnerschaften mit bis zu sieben Jahren Gefängnis.

Der Weltfußballverband Fifa untersagte zuletzt mehreren europäischen Verbänden, während der WM mit der “One Love”-Armbinde aufzulaufen, die als Zeichen für Vielfalt und Respekt dienen sollte. Die Entscheidung löste auch in Deutschland eine Debatte aus. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) äußerte sich kritisch zum Verbot der “One Love”-Armbinde und kündigte an, rechtliche Schritte prüfen zu wollen. Auch die deutsche Mannschaft protestierte gegen die Entscheidung und hielt sich im Vorfeld des Spiels gegen Japan den Mund zu.

Foto zeigt Neuer nicht mit “One Love”-Armbinde

Die aktuell auf Facebook verbreiteten Fotos zeigen den Torwart der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, Manuel Neuer, während des WM-Spiels gegen Japan. Das erste Bild wurde von der AFP-Fotografin Ina Fassbender am 23. November 2022 in der katarischen Hauptstadt Doha aufgenommen. In der online zugänglichen Bildbeschreibung heißt es, ein Assistenzschiedsrichter kontrolliere Neuers Kapitänsbinde vor Beginn des Spiels.

Ein Schiedsrichterassistent kontrolliert am 23. November 2022 die Kapitänsbinde von Manuel Neuer.

Auch das zweite auf Facebook verbreitete Foto stammt aus demselben WM-Spiel. Über eine Bildrückwärtssuche lässt es sich in einem Bericht eines kroatischen Online-Mediums wiederfinden. Aufgenommen wurde das Foto am 23. November von einem Fotografen der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu.

Screenshot der Datenbank von Getty Images: 29.11.2022

Allerdings zeigt keines der beiden Bilder Neuer mit der “One Love”-Binde. Auf dieser wären in Großbuchstaben die Begriffe “#ONE” und “LOVE” zu sehen. Zwischen den Worten ist ein mit bunten Streifen gefülltes Herz zu sehen, in dessen Zentrum die Ziffer Eins in Weiß steht:

“One Love”-Logo während einer Pressekonferenz der deutschen Mannschaft am 25. November 2022 in Doha.

Auch auf dem Foto aus dem Spiel Deutschland gegen Japan ist zwar ein Herz auf der Binde zu erkennen. Dieses ist allerdings komplett in Schwarz gehalten und in Form eines Handschlags entworfen, der mit einer weiteren Herzform umrandet ist. Auf dem Foto der Agentur Anadolu ist zudem das Wort “Discrimination” zu erkennen. Dieses ist auf der “One Love”-Binde aber nicht zu sehen, wie im folgenden Bildvergleich zu erkennen ist.

Manuel Neuers Kapitänsbinde wird am 23. November von einem Schiedsrichterassistenten kontrolliert.
“One Love”-Logo während einer Pressekonferenz der deutschen Mannschaft am 25. November 2022 in Doha.

Bereits im Vorfeld des Spiels hatte Neuer bekannt gegeben, entgegen vorheriger Ankündigungen in Katar doch keine “One Love”-Armbinde zu tragen.

Keine Berichterstattung über angebliche Binde

In der auf Facebook geteilten Bildkachel ist zudem im unteren linken Bildrand ein Logo zu erkennen – “Play Spor”. Dabei handelt es sich um ein türkischsprachiges Sportmedium. Die Bildcollage ist in identischer Form auf dem Instagram-Kanal von “Play Spor” zu finden. Dort ist allerdings auch nicht von einer “One Love”-Binde die Rede. Es heißt lediglich, der Schiedsrichter kontrolliere die Armbinde.

Neben dem “Play Spor”-Logo ist in der Facebook-Beschreibung die Seite der spanischen Sportzeitung “Marca” verlinkt. AFP konnte allerdings weder auf der Website noch auf der Facebook-Seite von “Marca” einen Beitrag ausmachen, der bestätigt, dass Manuel Neuer die “One Love”-Binde getragen habe.

Die Zeitung veröffentlichte lediglich das AFP-Foto der Kontrolle durch den Schiedsrichter mit den Worten: “Die Fifa hat ihm verboten, die Regenbogenbinde zu tragen… aber niemand hat etwas über die Schuhe gesagt.” Womöglich eine Anspielung auf Berichte, wonach einige deutsche Spieler Schuhe mit bunten Streifen beim Spiel gegen Japan getragen haben, die laut dem Sportformat “ran” allerdings nichts mit einem Protest zu tun hatten.

Weitere Aufnahmen zeigen “No Discrimination”-Armbinde

Wie aus den Aufnahmen von AFP und Anadolu hervorgeht, ist Manuel Neuer auf den Aufnahmen des Spiels mit einer Armbinde der sogenannten “No Discrimination”-Kampagne zu sehen. Dabei handelt es sich um eine Initiative der Fifa zur Bekämpfung von Diskriminierung im Fußball.

Der Weltfußballverband kündigte am 21. November 2022 an, die Kampagne werde auf die komplette WM in Katar ausgeweitet, damit alle Teams die Möglichkeit haben, mit der Armbinde “No Discrimination” aufzulaufen. Ursprünglich sollte die Kampagne erst mit Beginn der Viertelfinalrunde starten.

Screenshot des “No Discrimination”-Logos auf der Fifa-Website: 29.11.2022




Der Handschlag sowie die herzförmige Umrandung im Logo der Kampagne passen zu dem Symbol, das auf der Armbinde von Manuel Neuer zu sehen war. Das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtete zudem, der Torwart habe seine Binde vor Beginn des Spiels verdeckt unter dem Ärmel seines Trikots getragen. Dies passt zur berichteten Kontrolle durch den Schiedsrichterassistenten.

Die “No Discrimination”-Binde ist auch in zahlreichen weiteren Aufnahmen des Spiels vom 23. November zu erkennen. Das Logo sowie der Schriftzug sind eindeutig in weiteren AFP-Fotos zu sehen:

Manuel Neuer trägt im WM-Spiel gegen Japan die “No Discrimination”-Armbinde.

Auch in der Übertragung des Spiels war die Armbinde in mehreren Momenten deutlich zu erkennen. So beispielsweise in Spielminute 73 oder in der achten Minuten der Nachspielzeit. Während des Spiels ist Neuer zu keinem Zeitpunkt mit einer “One Love”-Binde zu sehen.

Die Fifa selbst veröffentlichte ebenfalls Aufnahmen vom Spieltag. So sind in der Bilddatenbank Getty Images Aufnahmen aus der Umkleidekabine der deutschen Mannschaft zu sehen. Dort ist ebenfalls das Trikot von Manuel Neuer zu erkennen sowie die “No Discrimination”-Armbinde.

Fazit: Nein, Manuel Neuer hat im WM-Spiel 2022 gegen Japan nicht die “One Love”-Armbinde getragen. Seine Kapitänsbinde ist auf mehreren Aufnahmen deutlich erkennbar und trägt das Logo der “No Discrimination”-Kampagne der Fifa. Das Tragen der “One Love”-Binde war zuvor vom Weltfußballverband verboten worden.

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Ursprünglich hier veröffentlicht.