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Impfgegner bringen Tod von Prominenten ohne Grundlage mit Impfung in Verbindung

Impfgegner bringen Tod von Prominenten ohne Grundlage mit Impfung in Verbindung - Featured image

Author(s): Julie PACOREL, AFP Frankreich, AFP Deutschland

Sobald eine prominente Person stirbt, taucht in sozialen Netzwerken der Hashtag #plötzlichundunerwartet oder die englische Variante #diedsuddenly auf. So auch bei Sängerin Lisa Marie Presley oder Gitarrist Jeff Beck. Der Hashtag gibt den Corona-Impfstoffen die Schuld an deren Tod. Obwohl keinerlei wissenschaftliche Grundlage existiert, hält sich die Behauptung hartnäckig. Seit seiner Entwicklung im Jahr 2012 ist der Corona-Impfstoff Hauptbestandteil vieler Verschwörungserzählungen. Behauptungen, die plötzliche Todesfälle mit der Impfung in Verbindung bringen, werden seit der Veröffentlichung eines Films mit dem Titel “Died suddenly” (“Plötzlich gestorben”) Ende November 2022 wieder vermehrt verbreitet.

Die schockierenden Bilder von jungen Menschen, die ohne ersichtlichen Grund zusammenbrechen, unterbrochen von angstbesetzten Kommentaren zur Impfung, hatten bis zum 17. Januar 2023 auf der Videoplattform “Rumble” über 9 Millionen Aufrufe verzeichnet.

Bereits am Tag nach der Veröffentlichung explodierte der Hashtag #diedsuddenly auf Twitter von 4.000 Tweets am 20. November 2022 auf über 76.000 Tweets am 22. November 2022. Im deutschsprachigen Raum war die Entsprechung #plötzlichundunerwartet.

“Jedes Mal, wenn ein Tweet den Tod mit dem Impfstoff in Verbindung bringt, ist der Hype vorprogrammiert”, sagte die französische Soziologin für Wissenschaft und Glauben, Romy Sauvayre, von der Universität Clermont Auvergne gegenüber AFP.

“Eine bekannte Vorgehensweise der Impfgegner”, sagte der US-amerikanische Onkologe David Gorski. Auf der Webseite “Sciencebasedmedicine”, die gegen medizinische Desinformation kämpft, schreibt er: “Es gibt keinen Beweis für eine Korrelation, geschweige denn für einen kausalen Zusammenhang zwischen dem Impfstoff und den plötzlichen Todesfällen.”

Plötzliche Todesfälle von Sportlerinnen oder Sportlern, Listen von verstorbenen Ärztinnen oder Ärzte: Es gibt unzählige Beispiele für Veröffentlichungen, die Todesfälle auf Impfstoffe zurückführen. Einige davon hat AFP in Faktenchecks widerlegt. Mit irreführenden Behauptungen aus dem Film “Died Suddenly” hat sich außerdem bereits hier genauer beschäftigt.

“Unbegründete Ängste”

Es wurde zwar über sehr seltene Nebenwirkungen berichtet, aber die Arzneimittelsicherheit zeigt keine plötzlichen Todeswellen aufgrund von Impfungen, was auch von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bestätigt wird. Immer neue Falschmeldungen schmücken das Thema des plötzlichen Todes aus und scheinen kein Ende zu nehmen, auch wenn die Mehrheit der Weltbevölkerung heute geimpft ist. “Für Impfgegner,” sagte Romy Sauvayre, “sind diese Falschmeldungen Teil eines ‘confirmation bias’, also der Tendenz, selektiv nur die Informationen wahrzunehmen, die zur eigenen Sichtweise passen: Menschen, die bereits [von der angeblichen Schädlichkeit des Impfstoffs] überzeugt sind, werden in ihrem Glauben bestätigt.”

Impfstoffe seien schon immer Gegenstand unbegründeter Ängste gewesen, sagte Sauvayre. “Über den Impfstoff gegen Hepatitis wurde behauptet, er verursache angeblich Multiple Sklerose und der gegen Masern angeblich Autismus.”

Mit den mRNA-Impfstoffen “bewegen wir uns in einer anderen Dimension. Sie sollen angeblich die Genetik verändern und töten.” Der Impfstoff würde angeblich “zur Reduzierung der Weltbevölkerung”  eingesetzt, behaupteten Userinnen und User in sozialen Netzwerken. Es ging so weit, dass behauptet wurde, die 2022 in Frankreich beobachtete erhöhte Sterblichkeit gehe auf die Impfungen zurück. Auch wenn die von den Impfgegnerinnen und Impfgegnern beobachtete erhöhte Sterblichkeit vom französischen statistischen Amt bestätigt wurde, hängt sie keinesfalls mit dem Impfstoff gegen das Virus sondern mit dem Virus selbst zusammen, das nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit 6,6 Millionen Todesfälle verursacht hat.

Als das französische Statistikamt am 17. Januar 2023 bekannt gab, dass Frankreich 2022 die niedrigste Geburtenrate seit 1945 verzeichnete, sahen Userinnen und User darin ein Zeichen, dass der Impfstoff angeblich für “einen Rückgang der Fruchtbarkeit” und sogar für “Fehlgeburten” verantwortlich sei. Auch das sind Behauptungen, die von vielen Ärztinnen und Ärzten wiederholt widerlegt wurden. Auch AFP widerlegte ähnliche Behauptungen wiederholt.

Unklarheit über den Tod

“Der Tod bleibt umgeben von etwas Geheimnisvollen, bisweilen philosophisch geprägt”, sagte Sebastian Dieguez, Experte für Verschwörungserzählungen an der Universität Freiburg in der Schweiz und fügte hinzu, dass der diese Überzeugung auf der Unklarheit über die Todesursachen beruhen, die “nicht immer leicht zu erklären” sind.

Die Aneinanderreihung von Todesfällen, um sie so ohne Beweise mit Impfungen in Verbindung zu bringen, sei eine “unerschöpfliche Ader” der Desinformation, so der Experte. Besonders der Tod von Stars sei schon immer ein guter Nährboden für Spekulationen gewesen, sagte der Soziologe und nannte als Beispiel die Legenden, die sich um den frühen Tod von Sänger Elvis Presley rankten.

Nachdem der US-amerikanische Football-Spieler Damar Hamlin Anfang Januar 2023 einen Herzstillstand während eines Spiels erlitten hatte, vervierfachten sich die “diedsuddenly”-Erwähnungen auf Twitter laut der US-amerikanischen Nichtregierungsorganisation Center for Countering Digital Hate (CCDH), die sich gegen Hass im Netz einsetzt. Hamlin konnte noch auf dem Spielfeld wiederbelebt werden.

“Buchstäblich Sekunden nach dem Tod von Lisa Marie Presley oder Jeff Beck haben Tweets ihren Tod mit dem Impfstoff in Verbindung gebracht”, sagte Sebastian Dieguez. “Man nutzt Dramen aus, um in der Impffrage ideologisch zu punkten.”

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Ursprünglich hier veröffentlicht.