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Online verbreiten sich Falschinformationen zur weltweiten Vulkanaktivität

Online verbreiten sich Falschinformationen zur weltweiten Vulkanaktivität - Featured image

Author(s): Manon JACOB / AFP Österreich / AFP USA

Wissenschaftler betonen, das Niveau der derzeitigen Vulkan-Aktivität sei nichts Außergewöhnliches, auch wenn in sozialen Medien in vielen Posts das Gegenteil behauptet wird. Experten erklärten AFP gegenüber, dass es zwar in einigen Ländern bemerkenswerte Eruptionen gegeben habe, im Großen und Ganzen das Jahr aber eher am unteren Ende der typischen globalen Vulkanaktivität liege. 

“Vulkane brechen gleichzeitig in Italien, Island, Japan, Mexiko, Russland, den Philippinen usw. aus. Unten sehen Sie eine Karte der vulkanischen Aktivität von 2013 und 2023. Völlig normal, oder?” sagte Internet-Kommentator Kim Dotcom in einem Beitrag vom 14. November 2023, der auf X (ehemals Twitter) veröffentlicht wurde. Der Post erreichte Tausende Interaktionen, bevor er entfernt wurde. Ähnliche Behauptungen verbreiteten sich auch andernorts auf X.

Screenshot des X-Beitrags: 14. November 2023

Bemerkenswerte vulkanische Aktivität wurde im November 2023  aus Italien, Island, Japan, Mexiko und Russland gemeldet. Doch Expertinnen und Experten sagten AFP gegenüber, 2023 sei bisher ein normales Jahr gewesen, was Ausbrüche anginge.

“Es gibt in der vulkanischen Aktivität natürliche Schwankungen von Jahr zu Jahr, aber es gab keinen allgemeinen Anstieg der vulkanischen Aktivität”, sagte Wendy Bohon, eine Erdbebengeologin, am 15. November 2023.

Vulkane sind ein häufiges Thema von Klima-Falschinformationen. AFP hat unter anderem bereits belegt, dass Vulkane nicht mehr Kohlenstoffdioxid ausstoßen, als von Menschen produziert wird oder Falschbehauptungen widerlegt, dass diese für den Klimawandel verantwortlich seien.

Unterschiedliche Arten der Aktivität

Die Karten aus dem X-Beitrag geben keinerlei Aufschluss über den Zeitrahmen oder die Art der Aktivität. Das ist wichtig, weil nicht alle vulkanischen Aktivitäten das gleiche Ausmaß oder dieselben Auswirkungen haben.

Der ursprüngliche Beitrag enthielt auch keine Quelle für die Daten oder Angaben darüber, ob die Karte auch andere Ereignisse, wie etwa durch Vulkane ausgelöste Erdbeben, enthält.

Eine Stichwortsuche legt nahe, dass es sich bei den Bilden um Screenshots einer Website namens Volcano Discovery handeln könnte, die nach eigenen Angaben mehrere Datenbanken zusammenfasst. Die interaktiven Karten mit Symbolen auf der Seite ähneln denen in den auf sozialen Medien geteilten Bildern. Die Kreise stellen Erdbeben dar und die Dreiecke zeigen vulkanische Aktivität, so die Legende auf der Webseite.

Screenshot der Website Volcano Discovery’s vom 21. November 2023

Ein Überblick über die vulkanische Aktivität allein für den November 2023 zeigt weniger Ergebnisse, als es die X-Beiträge nahelegen. Außerdem enthält die Karte auch mehrere gelbe Dreiecke, die Unruhen von Vulkanen darstellen — ein Zustand, der Monate oder Jahre andauern kann.

Durchschnittliche Zahlen

Mehrere Experten verwiesen AFP auf das US-amerikanische Smithsonian Global Volcanism Program (GVP, hier archiviert), um wissenschaftliche Daten über jährliche Vulkanereignisse zu finden. “Die jüngste Aktivität war nicht höher als normal”, sagte Edward Venzke, ein leitender Datenforscher am Smithsonian, am 15. November 2023.

Grafik mit den jährlichen Schwankungen der weltweit registrierten Vulkanausbrüche – Corin FAIFE / Smithsonian National Museum of Natural History Global Volcanism Program (GVP)

Die verfügbaren Daten des Instituts zeigen, dass es im Jahr 2023 bis zum 11. Oktober 2023 insgesamt 67 Ausbrüche gegeben hat, darunter 17 neue und 21, die aufhörten. Zum gleichen Zeitpunkt im Jahr 2013 sei die Zahl der Ausbrüche höher gewesen: 80 insgesamt, 37 neue und 42 beendete, sagte Venzke.

“Normalerweise gibt es in einem Kalenderjahr zwischen 70 und 80 Ausbrüche. Es sieht also so aus, als ob 2023 eher am unteren Ende der Norm liegt”, sagte er und wies darauf hin, dass bis zum Ende des Jahres noch weitere Aktivität möglich sei. Venzke fügte hinzu, dass die historischen Durchschnittswerte den technischen Fortschritt und die bessere Berichterstattung nicht berücksichtigen.

Das GVP erklärt auf seiner Website, dass der seit den 1990er-Jahren beobachtete Anstieg der Aktivität auf “neue Meldeeffekte” zurückzuführen ist, etwa Internetzugang und verstärkten Einsatz von Fernerkundungssatellitendaten.

Ländervergleiche

Der mexikanische Vulkan Popocatepetl — dessen Aktivität Mitte November 2023 leicht zunahm — hat nach einem jahrzehntelangen Dornröschenschlaf verschiedene Aktivitätsphasen erlebt.

“Seit seinem Erwachen im Dezember 1994 hat der Popocatepetl ein breites Spektrum an eruptiven Aktivitäten gezeigt, von kleinen Gas- und Ascheemissionen bis hin zu strombolianischen und vulkanischen Ausbrüchen”, erklärte Alejandra Arciniega Ceballos, Vulkanologin an der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko, bereits zu einem früheren Zeitpunkt gegenüber AFP. Er bezog sich dabei auf unterschiedliche Eruptionstypen, die sich unter anderem in Explosivität und Flussgeschwindigkeit der Lava unterscheiden.

Asche- und Rauchwolken des Vulkans Popocatepetl am 18. Oktober 2023 von der Gemeinde Huejotzingo im mexikanischen Bundesstaat Puebla aus gesehen – ALFREDO ESTRELLA / AFP

Auch der Mount Mayon auf den Philippinen bricht seit Monaten aus.

Auf der isländischen Halbinsel Reykjanes kam es seit 2021 zu drei Ausbrüchen, nachdem die Region jahrzehntelang inaktiv war. Sie beheimatet 33 aktive Vulkansysteme — die höchste Zahl in Europa. Nach Ansicht von Vulkanologen könnte die jüngste starke Aktivität den Beginn einer neuen Ära andeuten.

Der Vulkanologe und Forscher an der University of California, Berkeley, Stephen Self betonte jedoch, dass nicht alle Vulkanausbrüche gleich sind. “Denken Sie daran, dass der nächste Ausbruch eines Supervulkans höchstwahrscheinlich ein kleiner sein wird, denn Vulkane aller Art haben viel mehr kleine Ausbrüche als große”, sagte er am 15. November 2023 gegenüber AFP.

Fazit: Weltweit sind aktuell Vulkane aktiv — doch das ist vollkommen normal. Tatsächlich könnte 2023 sogar am unteren Ende der typischen Aktivität liegen, sagen Vulkanforscher. Eine in sozialen Medien geteilte Karte zeigt viele unterschiedliche Arten von Aktivität, von kleinen Unruhen über Erdbeben bis hin zu aktiven Ausbrüchen.

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Ursprünglich hier veröffentlicht.