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Dieses virale Bild eines angeblichen türkischen Rettungshundes entstand 2014 in den USA

Dieses virale Bild eines angeblichen türkischen Rettungshundes entstand 2014 in den USA - Featured image

Author(s): Marion DAUTRY, Feliks TODTMANN, AFP Belgrad

Von der Erdbebenkatastrophe in der Türkei und Syrien kursieren unzählige Bilder im Netz. Nicht alle zeigen das aktuelle Geschehen, wie das Foto eines angeblichen Rettungshundes aus der Türkei zeigt. Hunderte User haben seit Anfang Februar das Foto eines schlammverschmierten Hundes in sozialen Medien geteilt. Das Tier soll angeblich geholfen haben, mehrere Menschen aus den Trümmern zu retten. Tatsächlich stammt das Bild nicht aktuell aus der Türkei, sondern von einem Rettungseinsatz im Jahr 2014 in den USA.

Anfang Februar 2023 verbreitete sich auf Facebook das Bild eines Rettungshundes, der nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien angeblich mehrere Menschen aus den Trümmern gerettet haben soll. Der Beitrag wurde hundertfach auf Facebook geteilt und verbreitete sich auch auf Englisch, Türkisch, Niederländisch und Serbisch.

Die Behauptung: Das aktuell geteilte Foto zeigt einen Hund, dessen helles Fell stark mit Schlamm verschmutzt ist. Im Postingtext dazu heißt es: “Der Hund, der zehn Menschen in der Türkei nach den schweren Beben rettete.”

Screenshot der Behauptung auf Facebook: 9. Februar 2023

Am Morgen des 6. Februar 2023 hatte ein Erdbeben der Stärke 7,8 das türkisch-syrische Grenzgebiet erschüttert. Unzählige Menschen wurden beim Einsturz ihrer Häuser getötet und verletzt. Die Zahl der Todesopfer in beiden Ländern stieg bis zum 13. Februar auf mehr als 35.000. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) könnten bis zu 23 Millionen Menschen in beiden Ländern von den Folgen des Bebens betroffen sein, berichtete AFP.

Am 8. Februar 2023 gab die EU bekannt, dass zwanzig Mitgliedstaaten sowie Albanien, Montenegro und Serbien knapp 1500 Rettungskräfte und einhundert speziell ausgebildete Hunde zur Unterstützung der Türkei mobilisiert haben.

Nach dramatischen Ereignissen wie tödlichen Naturkatastrophen fluten regelmäßig aus dem Zusammenhang gerissene Videos und Bilder das Internet. AFP hat einige von ihnen überprüft, zum Beispiel alte Aufnahmen einer Explosion in Beirut oder eine weitere alte Aufnahme eines Rettungshundes. Zudem kursierten nach dem Erdbeben Videos eines angeblichen Tsunamis, der die östliche Mittelmeerküste nach dem Beben getroffen haben soll. Die Videos wurden in Wirklichkeit 2017 und 2018 in Südafrika und Indonesien aufgenommen, wie Recherchen von AFP ergaben.

Foto stammt von einem Erdrutsch in den USA

Auch das aktuell geteilte Foto des Rettungshundes stammt aus dem Jahr 2014. Es zeigt einen Hund, der bei der Suche nach Opfern eines Erdrutsches in den Vereinigten Staaten geholfen hat. Vermutlich haben viele Menschen das Bild in gutem Glauben geteilt und wollten die wichtige Arbeit loben, die Hunde bei derartigen Rettungsaktionen leisten.

Der Hund auf dem Foto heißt Tryon und wurde im März 2014 in den Vereinigten Staaten fotografiert. Er unterstützte laut einem Artikel des “Wall Street Journal” vom 31. März 2014 Rettungskräfte bei der Suche nach Opfern eines Erdrutsches in Oso im Bundesstaat Washington.

Ungeprüfte Inhalte schaden dem öffentlichen Diskurs

Das Foto eines Hundes mit falschen Angaben zu Zeit und Ort zu teilen, mag harmlos erscheinen, führt aber letztlich dazu, dass “die Grenzen zwischen Fakten, Unterhaltung, Werbung, Erfindung und Fiktion zunehmend verschwimmen”, wie es im Unesco-Handbuch über Journalismus und Desinformation heißt.

Dadurch können öffentliche Diskurse in die Irre geführt werden und ein verzerrtes oder gar manipuliertes Bild eines Ereignisses entstehen. In unübersichtlichen Lagen und angespannten Situationen wie nach einer Naturkatastrophe können Falschinformationen Ängste schüren oder Panik auslösen. Einige Portale nutzen Clickbait-Schlagzeilen oder eine emotionale Ansprache, um die Aufmerksamkeit der Nutzerinnen und Nutzer zu gewinnen, oft auch durch das Teilen ungeprüfter Inhalte.

So lassen sich Bilder im Netz verifizieren

Es ist nicht immer möglich, herauszufinden, ob falsche oder irreführende Informationen absichtlich oder aus Versehen geteilt wurden. Der Ursprungs eines Fotos lässt sich jedoch oft mit Hilfe einer umgekehrten Bildersuche überprüfen.

Bei einer umgekehrten Bildsuche oder Rückwärtssuche wird ein Bild in eine Suchmaschine wie Google Images, Google Lens, Yandex, Tineye, Baidu oder Bing hochgeladen. Die Suchmaschine durchsucht das Internet nach gleichen oder ähnlichen Bildern, was wiederum zur Quelle des Bildes führen kann. Dieses AFP-Video erklärt die Bilderückwärtssuche im Detail:

Mit einem Klick auf das Fotosymbol neben der Suchleiste der jeweiligen Website lässt sich das Foto als Datei oder über einen Link zu einer Website hochladen. Einige Suchmaschinen wie Google und Yandex erlauben auch ein Einfügen per Drag and Drop.

Screenshot der Google-Bildersuche: 13. Februar 2023 (Hervorhebungen durch AFP)

In diesem Fall führte eine Suche mit Google Lens zu dem bereits erwähnten Artikel des “Wall Street Journal”. Eine Suche mit Tineye, einer Suchmaschine, die besonders effektiv bei der Suche nach Stockfotos und Websites von Nachrichtenagenturen ist, führte zu demselben Foto auf der Website des Fotoanbieters Alamy. “Tryon der Rettungshund, wartet darauf, durch den Dekontaminationsbereich an der Schlammlawine zu gehen, nachdem er am, 30. März 2014 in Oso, Washington, nach Opfern gesucht hat”, heißt es in der Bildbeschreibung auf der Website. Als Urheber wird Rick Wilking von der Nachrichtenagentur Reuters genannt.

Screenshot der Suchergebnisse auf TinEye: 10. Februar 2023 (Hervorhebungen durch AFP)
Screenshot von Alamy: 10. Februar 2023 (Hervorhebungen durch AFP)

Unter den ersten Ergebnissen der russischen Suchmaschine Yandex findet sich ein englischsprachiger Blogbeitrag, in dem der bereits erwähnte Artikel des “Wall Street Journal” verlinkt ist. Der Artikel handelt von Hunden, die bei einem Rettungseinsatz nach einem Erdrutsch im Frühjahr 2014 eingesetzt wurden.

Eine Googlesuche nach den Begriffen “Reuters Rick Wilking rescue dog” führte zur Website der Nachrichtenagentur, die das gleiche Foto zeigt und wonach es am 30. März 2014 bei einem Einsatz in den USA aufgenommen wurde.

Fazit: Das Foto des Rettungshundes ist nicht aktuell in der Türkei entstanden. Es zeigt einen Hund, der bei der Suche nach Opfern eines Erdrutsches im März 2014 in den USA eingesetzt wurde.

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Ursprünglich hier veröffentlicht.