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US-Patentantrag zu Mikronadeln wurde aufgegeben

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Author(s): dpa

In den PCR-Tests, die während der Corona-Pandemie verwendet wurden, seien Mikronadeln enthalten gewesen, wird in einem Facebook-Post aus Luxemburg behauptet. Der Beweis dafür sei ein in den USA veröffentlichter Patentantrag. Mit den Nadeln sei eine vom Militär entwickelte Flüssigkeit in die Nase injiziert worden.

Bewertung

Die Behauptung ist falsch. Zwischen dem – aufgegebenen – Patentantrag für Mikronadeln, der Covid-19-Pandemie und den Corona-Tests gibt es keinen Zusammenhang.

Fakten

«Mikronadeln waren – oder besser: sind – die PCR-Tests, mit denen sich jeder testen lassen musste. Dies hier ist das offizielle Patent», heißt es in dem Facebook-Post in luxemburgischer Sprache. Dazu wird ein offiziell wirkendes Dokument abgebildet.

Wenn man diese Teststäbchen in die Nase einführe und herumdrehe, brächen die Nadeln ab und eine darin enthaltene Flüssigkeit könne in den Körper laufen, erklärt der Post weiter. Die Flüssigkeit sei «von der DARPA entwickelt worden und sie bewirkt nichts Gutes». Mit DARPA ist die Defense Advanced Research Projects Agency gemeint, eine Behörde für Hightech-Forschungsprojekte des US-Kriegsministeriums, das früher als Verteidigungsministerium firmierte.

Firma ließ Patentantrag fallen

In dem Post wird zu einem Patentantrag verlinkt, mit dem die Erfindung einer Vorrichtung zur Verabreichung von Medikamenten über die Nase (Microneedle nasal delivery device) beantragt wurde. Dieses Patent wurde im März 2011 beantragt und im April 2013 mit der Patentnummer US20130085472A1 veröffentlicht. Der Antrag wurde jedoch, wie die Webseite ebenfalls vermerkt, «aufgegeben» (abandoned).

«Abandoned» bedeutet laut US-Patentamt, dass der Antragsteller – eine Firma namens Toxcure aus New Jersey – die weiteren Schritte zum Patentschutz nicht mehr unternommen hat. Damit mag zusammenhängen, dass ein Unternehmen dieses Namens derzeit nicht mehr in New Jersey registriert ist.

Synthetiktupfer für PCR-Tests empfohlen

Es fehlt im Übrigen jeder Hinweis darauf, dass die für PCR-Tests benutzten Tupfer (Swabs) irgendetwas mit Mikronadeln zu tun gehabt hätten. Es gibt keinen einzigen Bericht darüber, dass sich irgendwo auf der Welt ein PCR-Test als Mikronadel herausgestellt hätte. Die Tupfer, die während der Corona-Pandemie verwendet wurden, bestanden überwiegend aus Kunststoffstäbchen mit Kunstfasermaterial am Ende. Während der Pandemie wurde wegen der zeitweiligen Knappheit auch mit Teststäbchen aus Holz und Baumwolle experimentoert.

Das deutsche Robert Koch Institut (RKI) empfahl «beflockte Synthetiktupfer» in einem flüssigen Transportmedium. Beflockt bedeutet, dass die Nylonfasern so angeordnet sind, dass sie Probenmaterial besser binden können. Stünden solche Synthetiktupfernicht zur Verfügung, könne man auch mit trockenen Tupfern arbeiten, die aber feucht gehalten werden müssten.

Beim Test unterschiedlicher Materialien stellte sich heraus, dass Tupfer mit einem Holzstäbchen und Baumwollmaterial die schlechtesten Ergebnisse lieferten. Deshalb sind nach Angaben des chinesischen Herstellers Huanchenyang die allermeisten Tupfer aus Kunstsoff mit Synthetikstoffen wie Nylon, Dacron oder Rayon ausgestattet.

Mögliche Anwendungen für Mikronadeln

Es gibt Forschungen zu der Frage, ob und unter welchen Voraussetzungen Mikronadeln zu massenhaften Imfungen eingesetzt werden könnten, etwa gegen Covid-19. In einer Studie vom Mai 2022 untersuchen Wissenschaftler die Möglichkeit, sich selbst auflösende Mikronadeln zu konstruieren, mit denen Impfstoffe verabreicht werden können. Sie weisen aber auf erhebliche technische, finanzielle und regulatorische Hindernisse hin. Auf jeden Fall geht es dabei nicht um die Tarnung von Impfungen als Corona-Test.

In dem (aufgegebenen) Patentantrag ging es um eine Vorrichtung, die dazu dienen sollte, Arzneimittel mit Hilfe von Mikronadeln über die Nase in den menschlichen Körper zu bringen. Mikronadeln sind kleine, kurze Nadeln mit einer Dicke von 7 bis 100 Mikrometern. Ein Mikrometer ist ein Tausendstel Millimeter. Sie können also dünner als ein menschliches Haar sein. Über verschiedenen Arten von Mikronadeln für unterschiedliche medizinische Zwecke informiert beispielsweise ein Papier von Faisal Khaled Aldawood aus dem Jahr 2021.

Wesentlich ist, dass Mikronadeln in der Lage sind, die Haut zu durchstoßen, ohne dass dies zu Schmerzen führt. Diese bedeutet, dass nicht nur Medikamente sozusagen schmerzfrei in den Körper geleitet werden können. Es können auch am Körper Sensoren angebracht werden – beispielsweise bei Diabetikern zur ständigen Messung des Glukosespiegels. Detaillierter ist dies in einer Studie von Yong Yang von 2024 dargestellt.

Mikronadeln spielen mittlerweile für Augenärzte eine wichtige Rolle. Sie werden auch bei Gehirnkranken eingesetzt, wenn ein Medikament über die Nase verabreicht werden muss, weil herkömmliche Injektionen in der Nase als schwierig und risikoreich gelten.

Bei Kosmetik viel verwendet

Mikronadeln werden heute auch im Kosmetikbereich ständig verwendet. Es gibt zahlreiche Produkte, beispielsweise «Dermaroller», die zur Hautpflege eingesetzt werden können. Eine Studie von Amarjitsing Rajput von Ende 2024 spricht davon, dass Mikronadeln künftig in der Kosmetik eine «entscheidende Rolle» spielen dürften.

Der Patentantrag von 2011, der im Facebook-Post verlinkt ist, stellt vor allem auf die Schwierigkeiten von Injektionen in die Nase ab und sieht dort eine zentrale Anwendungsmöglichkeit von Mikronadeln. Mittlerweile sind Forschung und Entwicklung rasch vorangeschritten: Eine Suchanfrage bei Google Scholar mit dem Begriff «microneedles» ergibt alleine seit 2024 rund 16.200 Ergebnisse für wissenschaftliche Studien und Berichte, in denen diese Nadeln eine Rolle spielen.

Für die Behauptung, die Tests hätten eine im Auftrag des US-Verteidigungsministeriums entwickelte obskure Flüssigkeit verabreicht, fehlt ebenfalls jeder Anhaltspunkt.

(Stand: 9.9.2025)

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Ursprünglich hier veröffentlicht.
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